POLITIK | Familienergänzende Kinderbetreuung: Ein Ausbau, der sowohl gesellschaftlich als auch volkswirtschaftlich Sinn macht
Die vorberatende Kommission des Nationalrats hat das von ihrer ständerätlichen Schwesterkommission vorgeschlagene Finanzierungsmodell für die familienergänzende Kinderbetreuung auf nationaler Ebene unter die Lupe genommen. So hat sie unter anderem einen Ausbau der Betreuungsangebote beantragt sowie die Frage der Qualitätsentwicklung nicht völlig ausklammern wollen.
Mangels Betreuungsangebote verzichten viele Paare in Italien auf ein zweites Kind. Und so entscheidet sich ein Elternteil (meistens die Mutter) oft jahrelang gegen eine Erwerbstätigkeit, damit das Kind die nötige Betreuung erhalten kann. Will die Schweiz solche Zustände auch im eigenen Land? Selbstverständlich nicht.
Heute ist auch eine Mehrheit der Schweizer Parlamentarier:innen dieser Ansicht. Deswegen wird ein Projekt zur engeren und dauerhaften finanziellen Unterstützung der familienergänzenden Kinderbetreuung im Parlament erarbeitet: die parlamentarische Initiative 21.403. Das neue Dispositiv soll die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit durch beide Elternteile erleichtern und ihr Verbleiben auf dem Arbeitsmarkt begünstigen. Da die Schweiz mit einem zähen Personal- und Fachkräftemangel konfrontiert ist, wird das Anliegen von weiten Kreisen unterstützt.
Eine neue Zulage – zum Wohl der Wirtschaft
Diese breite Unterstützung wackelt ein wenig, denn der Ständerat schlägt die finanzielle Unterstützung der Kinderbetreuung über eine neue Lohnzulage vor. Dadurch wird der Bundeshaushalt zwar kaum belastet, aber gewisse Arbeitgeber akzeptieren nur widerwillig, dass die Arbeitskosten dadurch erhöht werden.
Die Föderation ARTISET mit ihren Branchenverbänden YOUVITA und INSOS ist für die Vorbehalte der Arbeitgeber nicht unempfänglich. Die Verbände sind jedoch überzeugt, dass die Vorlage des Ständerats angesichts des erklärten Willens des Bundes in alle Richtungen zu sparen, der einzig gangbare Weg ist. Und es ist die Mühe wert: Im Endeffekt werden sich positive Effekte für Konsum, Investitionen, Sparen und Steuereinnahmen ergeben.
Wie alt soll ein Kleinkind sein?
Gemäss aktueller Vorlage des Ständerats sollen nur Familien mit Kindern bis acht Jahre von einer finanziellen Unterstützung profitieren können. Aus Sicht von ARTISET, YOUVITA und INSOS greift das aber zu kurz: Mit neun Jahren ist ein Kind in der Regel nicht selbstständig genug, um ohne Betreuung auskommen zu können. Vielmehr sollte die neue familienergänzende Betreuung bis zur Vollendung des Schulobligatoriums ausgerichtet werden können.
Ausbau der Angebote ist zu fördern
Positiv ist der Wille der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates WBK-N, die Verabschiedung von sogenannten Programmvereinbarungen zwischen Bund und Kantonen trotz der im Ständerat geäusserten Vorbehalte vorzusehen. Die Programmvereinbarungen wären zielführende Instrumente, um im Einvernehmen mit den Kantonen Lücken in den aktuellen Betreuungsangeboten zu schliessen
Eine Kinderbetreuung muss attraktiv sein, damit sie angenommen wird
Damit die Förderung der Kinderbetreuung erfolgreich ist, muss eine langfristige Perspektive Vorrang haben. Aus Sicht von ARTISET, YOUVITA und INSOS geschieht dies insbesondere durch die Festlegung von Qualitätsstandards durch den Bund. Das Parlament hat sich bisher dazu zögerlich bis ablehnend gezeigt. Deswegen ist sehr zu begrüssen, dass die WBK-N mit dem Einreichen des Postulats 25.3019 eine Nachholmöglichkeit einräumt. Ohne Qualitätsgarantie verringert sich die Anzahl der Familien, die eine institutionelle Betreuung nutzen wollen. Auch – und vor allem – leidet die persönliche Entwicklung der Kinder darunter. Kinder sind aber das höchste Gut der Schweiz von morgen!
Ein Mittel zum Zweck, das Effektivität entfaltet
ARTISET, YOUVITA und INSOS appellieren an die Sozialpartner und die Parlamentarier:innen, die Vorlage als ein echtes Instrument zum Ausbau der Kinderbetreuung aufzufassen. Denn eine gut konzipierte familienergänzende Kinderbetreuung trägt entscheidend zur gesellschaftlichen Stabilität und zu einer kräftigen Schweizer Wirtschaft bei.
Medienmitteilung der WBK-N vom 31.01.2025
Postulat 25.3019 der WBK-N vom 31.01.2025 «Qualitativ gut geführte Kitas»
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