Vorstädtli Generationenhaus (SO)
Generationenübergreifender, integrativer Begegnungsort

In Kürze
Das Vorstädtli Generationenhaus, im ländlichen Laupersdorf (SO), ist eine Tagesstätte für psychisch und/oder physisch beeinträchtige Personen, Kinder und Senior:innen. Das generationenübergreifende Projekt soll einerseits als Entlastungsmöglichkeit für Angehörige, andererseits als Ort der Begegnung dienen, an welchem Menschen aus verschiedenen Generationen mit unterschiedlichen Anliegen voneinander lernen und profitieren können.
Vision & Ziele
Eines der Hauptziele des Vorstädtli liegt darin, dass sich die Teilnehmenden weniger einsam oder abgeschnitten von der sozialen Aussenwelt fühlen. In der Tagesstätte werden ihnen Struktur und der Kontakt zu anderen Bewohnenden der Gemeinde ermöglicht. Während des Aufenthalts im Generationenhaus können sie lernen, ihre eigenen Ressourcen einzuschätzen und Selbständigkeit zu erhalten oder beizubehalten. Die Tagesstätte funktioniert ebenfalls als kostengünstige Entlastungsmöglichkeit für die Angehörigen der Teilnehmenden. Schliesslich dient sie als Betreuungsmöglichkeit, ohne dass ein stationärer Aufenthalt nötig ist – allerdings sind Pflegedienstleistungen nicht im Programm des Vorstädtlis inbegriffen; das Team der Mitarbeitenden ist nicht mit medizinischem Personal für solche Fälle ausgestattet.
Hintergrund
Der Bezirk Thal in Solothurn ist von Wandel geprägt. Es fehlten aber gut entwickelte Hilfs- oder Betreuungsangebote in der Art des Vorstädtlis. Die Ursprungsidee der generationenverbindenden Tagesstätte entstand denn vor etwa zehn Jahren. Gestartet als ein privates Unternehmen, wird das Projekt heute durch den Kanton unterstützt. 2014 wurde der Trägerverein gegründet, 2017 zog man in ein neues Haus in Laupersdorf – das ehemalige Restaurant Vorstädtli. Von dort stammt auch der Name des Generationenhaus.
Good Practices
Mit dem Zusammenbringen von verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Generationen trägt das Vorstädtli-Generationenhaus eine Vorbildrolle für andere Caring Community-Projekte. Die Konzeption erlaubt ein natürliches Entstehen einer Gruppe, in welcher die Teilnehmenden voneinander profitieren und sich gegenseitig unterstützen können. Die Übersichtlichkeit des Standorts Laupersdorf erlaubt ausserdem eine gute Zusammenarbeit mit anderen lokalen Institutionen, sodass auch Projekte der Gruppe im Austausch mit Anwohnenden realisiert werden können.
- Generationenverbindend. Das Konzept des Vorstädtli sieht eine intergenerationale Gruppe an Teilnehmenden vor, in welcher man sich gegenseitig fördert und voneinander lernt. Die Tagesstätte bietet sich sowohl für Kinder, aber auch für Menschen mit physischer/psychischer Beeinträchtigung und Senior:innen an. Die Aktivitäten sind auf Interessen und Fähigkeiten aller Generationen ausgelegt und wollen ein Zusammenspiel zwischen den Generationen unterstützen. Für ältere Menschen stellt das Vorstädtli eine Möglichkeit dar, Betreuung zu erhalten und in sozialem Kontakt zu bleiben, ohne in ein Alters- und Pflegezentrum umziehen zu müssen. Jedoch muss für die Tagesstätte für Senior:innen aktuell noch speziell bezahlt werden (was man künftig ändern möchte, um das Angebot allen zu ermöglichen).
- Zugänglichkeit. Das Vorstädtli zeichnet sich durch seine Zugänglichkeit für ganz unterschiedliche Menschen in verschiedenen Altersgruppen aus. Dazu gehört auch, dass das Gebäude (eine ehemalige Pizzeria) extra umgebaut worden ist. Viele Teile des Hauses waren für Menschen mit Gehhilfe vorher nicht zugänglich. Dank dem Umbau ist das Haus nun weitgehend barrierefrei und verfügt über eine Rollstuhlrampe und einen Lift. Ausserdem wurden sanitäre Anlagen auf verschiedenen Etagen angelegt, sodass ein ständiges Wechseln der Ebenen weniger häufig nötig ist. Dadurch, dass das Angebot verhältnismässig kostengünstig ist, kommt die Tagesstätte auch Menschen in finanziell schwierigen Situationen entgegen.
- Partizipation. Das Kernelement bildet die Zusammenarbeit zwischen Teilnehmenden und Organisator:innen. Die Teilnehmenden sind direkt in die Entscheidungen über Aktivitäten und Tagestrukturen eingebunden. Das Vorstädtli setzt vieles daran, den Teilnehmenden Selbstwirksamkeit und Fähigkeiten für ein unabhängigeres Leben zu vermitteln/zurückzugeben. Wenn sie z.B. eine eigene Ausflugs-Idee haben, werden sie in die Organisation einbezogen. Auch die verschiedenen Veranstaltungen (z.B. das «Repair-Café» oder Projekttage für Schulklassen), welche vom Vorstädtli durchgeführt werden, zielen auf das Einsetzen der eigenen Kompetenzen der Teilnehmenden ab.
Erfahrungen
Für die Entstehung und Erhaltung des Projekts haben die Projektleitenden sehr viel Engagement, Herzblut und Eigenaufwand geleistet. Nachdem eine Pilotphase vom Amt für Sicherheit im Kanton Solothurn (ASO) bewilligt worden war und sich das Projekt als erfolgreich herausstellte, konnte es durchstarten – 2020 wurde dem Vorstädtli für mindestens drei weitere Jahre Unterstützung zugesprochen.
Herausforderungen erfolgten für das Vorstädtli vor allem durch den Umbau, der unerwartet durch die Corona-Pandemie erschwert und zeitlich stark verzögert wurde. Dies erforderte Durchhaltevermögen und Geduld, bei den Teilnehmenden wie auch bei den Mitarbeitenden.
Zu den wesentlichen Voraussetzungen auf einer leitenden Position für ein Projekt dieser Art gehört es, mit viel Enthusiasmus und Pioniergeist bei der Sache zu sein, sich aber gleichzeitig für die Entwicklung des Projekts genügend Zeit zu lassen. Auch ein guter Umgang mit viel administrativem Aufwand sowie eine gute Zusammenarbeit im kleinen Team sind wichtig.
Webseite & Kontakt
https://www.vorstaedtli.org
fraenze.aerni@vorstaedtli.org
Erfassungsdatum: 23.05.22